Volkstanz- und Trachtengruppe Sandhorst e.V.
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s-02webDie genaue Herkunft der Friesen ist nicht feststellbar. Die Historiker sind sich jedoch einig, dass die Friesen ursprünglich ihren Stammsitz in Jütland hatten und das Land von See aus besiedelt haben. Dies begann im Gebiet der heutigen niederländischen Provinz Westfriesland. In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts wurden sie erstmals geschichtlich erwähnt. Inzwischen hatten sie sich auch nach Südwesten bis nach Brügge in Flandern und nach Osten bis an die Weser ausgebreitet.

Geblieben sind drei Zentren der Friesen, die zu den Nordseegermanen gerechnet werden: Westfriesland in den Niederlanden, Ostfriesland in Niedersachsen und Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Wenn man einmal die alten Ländergrenzen beiseite schiebt, so ist das Land hinterm Deich von der Ems bis an die Weser, die Halbinsel Ostfriesland, salzwasserumflossen und eingefaßt von den Meeresbuchten Dollart und Jadebusen, urfriesisches Gebiet.

Wallhecken1web"Ostfreesland is as'n Pannkook, de Midden is am dicksten un de Rand is am fettsten.". Kürzer läßt sich die Geologie eines Landes nicht beschreiben: die fette fruchtbare Marsch entlang der Küste, das feuchte schwammige Moor und die trockene hochgelegene Geest in der Mitte. Und so wie die einzelnen Landschaften, so sind auch die Menschen. Auf der einst "güsten", also unfruchtbaren Geest, auf dem feinkörnigen wasserdurchlässigen Sandboden wohnt ein mehr sparsamer "süniger" Menschenschlag. Hier wird auch heute noch der Pfennig blau gekniffen, bevimp_schafe2or man ihn ausgibt. So trugen die Männer schon enge Hosenbeine "engpiepte Büxen", als sie noch nicht von der Mode entdeckt waren. Nur um Stoff zu sparen. Im Moor ein ganz anderes Völkchen. Wohl arbeitssam, aber in der Grundhaltung heiter, lebenslustig. Leben und leben lassen die Devise, gern zum Feiern und Fröhlichsein aufgelegt. In der Marsch eine Bevölkerung, die eher in das Bild der Friesen paßt. Mehr abwägend, stur, reserviert, jedes Wort genau überlegend, bevor es ausgesprochen wird. "Den" Ostfriesen gibt es also gar nicht.

Die ursprüngliche Sprache der Friesen war das Friesisch. Leider gibt es nur noch wenige Dokumente aus jener Zeit. So aber eine alte Hirtenballade, den "Buhske di Remmer". Buhske, ein Buhmann, ein böser Kerl, der sieben Jahre um ein Weib freite und es dann doch sitzen ließ. In der Ballade führt die Sitzengebliebene bered Klage darüber. Zu diesem Lied ist im Übrigen auch überliefert, wie zu dieser Ballade getanzt worden ist. Es ist eine der ältesten Volkstanzaufzeichnungen, wenn auch wohl unvollständig, die in Deutschland aufgezeichnet worden ist.

Mit dem Ende des 14. Jahrhunderts aber wurde das Friesische immer stärker von dem Niederdeutschen, oder auch Plattdeutschen verdrängt. Immerhin war Niederdeutsch bis ins 16. Jahrhundert noch Schriftsprache in Ostfriesland. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts verwendeten die gräflichen Kanzleien und die meisten Stadtkanzleien die hochdeutsche Sprache. Hier wird schon der Einfluß des Hochdeutschen deutlich, zu der Luther mit seiner Bibelübersetzung die Weichen stellte. Heute "Proten" und "Snakken" die Ostfriesen natürlich auch noch. Das Plattdeutsch, eine Mundart, die noch von vielen Menschen gesprochen, zumindest aber verstanden wird. Geschrieben wird sie aber meist nur noch von den "Schrieverslü", den Dichtern und Schriftstellern. Eine ganze Reihe bekannter Mundart-Schriftsteller hat Ostfriesland hervorgebracht.

imp15Wer kennt nicht den Spruch "frisia non cantat", die Friesen haben keine Lieder. Aber das stimmt nicht ganz. Zwar hat Ostfriesland noch nie große Sänger oder Komponisten hervorgebracht, doch gesungen wurde und wird gerne, wenngleich auch wohl besonders gern in leicht alkoholisiertem Zustand. Aber dieser vorzitierte Spruch geht noch weiter: "frisia ratiocinatur". Friesland denkt gern. Damit ist der Sinn nach Freiheit und Recht gemeint, und auf diesem Gebiet haben die Friesen hervorragendes geleistet. Ihr "Lex frisionum" (802), das Karl der Große aufzeichen ließ, gilt als eines der ältesten Straf- und Bußgeldkataloge. Für jede unerlaubte Handlung war eine bestimmte Geldsumme genannt. Friesland hat zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert noch eine ganze Reihe von Rechtsquellen geschaffen. Unter anderem auch das sogenannte Asegabuch, das den berühmt gewordenen Begriff der "friesischen Freiheit" dokumentiert.

Kernstück war die demokratische Konsulatsverfassung, deren Satzungen die Konsimp22uln zu erfüllen hatten. So kamen am Dienstag nach Pfingsten die Abgesandten der Friesen zum "Upstalsboom" in Rahe bei Aurich zusammen, um hier das Recht zu beraten, das alle Friesen zu befolgen hatten. Ein Denkmal an diesem Platz erinnert heute noch daran. Dieser Upstalsboomverband trug in erster Linie den Charakter eines Landfriedensbundes. Als sichtbares Zeichen dieser großen Zeit ist noch das Upstalsboomsiegel im Nationalarchiv in Paris erhalten geblieben. Nach dieser Zeit kamen die Häuptlinge auf. Sie stammten größtenteils aus dem Bauernstand und verstanden es, die Macht an sich zu reißen. Den Häuptlingen folgten die Grafen, von denen die Cirksenas zu erwähnen sind. Mit dem Aussterben der ostfriesischen Fürsten-und Grafenhäuser, 1744, fiel Friesland an Friedrich den Großen, also an Preußen. 1806 wurde Ostfriesland an Napoleon abgetreten und wurde ein Departement des Königreiches Holland, 1815 kam Ostfriesland wieder zum Königreich Hannover und 1866 schließlich wieder zu Preußen. Heute gehört Ostfriesland zum Land Niedersachsen.

imp45Wer die Geschichte der Menschen hinterm Deich bis hierher genau verfolgt hat, den wundern so manche Charakterzüge sicher nicht mehr. Da ist zu nennen: der ausgeprägte Gerechtigkeits- und Freiheitssinn, die große Heimatliebe, die Gastfreundschaft, der Familiensinn, die Liebe zur Mundart und nicht zuletzt der angeborene Mutterwitz. Daneben sicher auch negative Seiten. Wie: kühler Händlergeist (Wat nix inbrengt, döcht ok nich völ), gelegentliche Unnachgiebigkeit, hart in der Arbeit, angeborene Sparsamkeit, leicht erregbar, auch wohl abwehrend prüfend, argwöhnisch und berechnend. Wer all die guten und negativen Seiten zusammennimmt, wird im Küstenbewohner sicher einen Menschen entdecken, dessen Merkmale sich eigentlich von denen anderer Deutscher Landschaften - oder wie die Friesen gerne sagen - von denen in Deutschland kaum unterscheiden. Und Deutschland ist in vielen Fällen schon die nächste Großstadt Oldenburg.